SANTA CRUZ 

 Die Ankunft auf dem Flughafen Baltra nimmt den Atem. Sprichwörtlich. Es ist über 30 Grad, 90% Luftfeuchtigkeit und kein Schatten weit und breit. Als die bunte Flughafengruppe (erstaunlich viel junge Menschen, also nicht nur die Silverager, die sich Galapagos once in a lifetime gönnen können/wollen) sich im Bus auf den Weg zur kleinen Personenfähre macht, die auf Santa Cruz, die Hauptinsel des Archipels, übersetzt, bedauere ich doch mich ein wenig, mich gegen eine längere Schiffsreise durch die Inselwelt und für 2x 4 Tage auf zwei Inseln mit Tagesausflügen entschieden zu haben. Es wäre wahrscheinlich einfach kühler und angenehmer gewesen. Angenehmer auch deshalb, da der Fokus dann ganz auf der Natur, der Tier- und Pflanzenwelt gelegen hätte. So bin ich zweimal in den jeweiligen Hauptorten Puerto Ayora und später auf Puerto Villamil (Isabela) mit all dem, was es in Hafenstädtchen an unzähligen Reisebüros, Mobilgeräte-Geschäften, Restaurants, Tand so gibt. Doch nun ist es so wie es ist. Das Positive ist: Ein wenig das Leben vor Ort teilen zu können, dieses fragile Paradies, die Bemühungen es zu bewahren, Tourismus als Bedingung und Gefährdung, Menschen zu treffen, die ebenfalls auf dem Weg sind, Menschen, die engagiert sind, Menschen, die in diesem Land und zu dieser Zeit ihr Leben gestalten. Sich einlassen.

Der erste Weg führt 40 km quer durch die Insel, im vulkanischen "Hochland" (ca 450 m.) ist das Mikroklima frisch, alles ist grün, uns begegnet die erste freilaufende Riesenschildkröte.  Es ist eine Mutter, im Schatten der Bäume ruhen 2-3 kleinere Panzer. Über die Geschichte dieser so eindrücklichen Tiere lerne ich abends mehr und werde ich noch schreiben. Puerto Ayora ist lebendig, 2 Hauptstrassen gibt es, die Av. Baltra und die Av. Charles Darwin. An ersterer leben die Einheimischen, zweitere wird von den Touristen belebt. Meine Streifzüge durch den Ort beginnen. Ein wenig fühle ich mich an Costa Rica erinnert, wenig Holz (anders als in Chile), weißer Stein, kleinste Geschäfte, meist von Frauen geführt. Ich kaufe am Markt ein, trinke den ersten Galapagos Kaffee, staune, es sind - wie überall auf der Welt - "Inselpreise", koste meine ersten Bananen-empanadas und frischen Mangosaft. Etwas erschlagen bin ich von den unzählige Last Minute Cruises/Offers an jeder Ecke, in einem Reiseführer wurde von der "Hawaii-isierung" gesprochen. Abends unterhalte ucg mich länger mit einer der Volunteers des Galapagos Conservancy Project, vorbildlich wird hier seit Jahrzehnten Bildungsarbeit geleistet.

Langsam beginne ich den täglichen Rhythmus zu verstehen. Fast alles, auch die Nationalparks öffnen bereits um 6 Uhr früh (um die Kühle auszunutzen) und um kurz nach 18 Uhr ist in dieser Äquatornähe die Sonne bereits wie an jedem Tag wieder untergegangen. Das öffentliche Leben geht bis 21:00 Uhr weiter und dann schläft die Insel. Ich versuche es auch, wenn auch die feuchte Wärme es etwas mühsam machen. Es ist ruhig an diesem Abend, vielleicht liegt es auch daran, dass aufgrund der heute stattfindenden Regionalwahlen auf Galapagos ein Alkoholverbot von 48 h besteht. Welch gute Idee, Nüchtern wählen, mit allen Sinnen wählen....  

Hier nun die ersten Bilder von regionaler Fauna und Flora

 

 

Mitten im Ort - Ko-Existenz von Mensch und Tieren 

BAHIA und HOCHLAND

auf vulkanischen Spuren - mit der Langsamkeit der Riesenschildkröten 

Erste Ausflüge von Santa Cruz aus:  Zuerst geht es aufs Meer, allerdings nicht weit vom Hafen entfernt. Eine kleine Kolonie von den nur hier vorbildlichen "Boobies", den Blaufusstölpeln, mit Pelikanen als Nachbarn, der Felsen "Los Perros", den Leguane besiedeln, die Vulkanspalte "Las Grietas" mit ihrem kristallklaren Wasser, in der wir fast alleine schwimmen können. Wir wandern dahin über Kakteenfelder,  blühenden Bäume und Salzwiesen. Verschiedene Eindrücke, jeweils nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.

Nachmittags dann ein Besuch im Hochland, ich gehe immer ein wenig aus meiner Komfortzone hinaus. Das Schnorcheln im Meer mit Sicht auf Meeresschildkröten und den Galapagos-Haien habe ich, als mir ein Leguan (ja, sie lieben das Wasser) etwas zu nahe kam, doch frühzeitig gelassen. Durch den langen unterirdischen Lavatunnel laufe ich staunend, noch mehr haben es mir die vielen Schildkröten angetan, die hier im Hochland leben. Der Nationalpark hat ein Gelände zur Besichtigung freigegeben. Zwischen Moosen, Darwinfinken und den endemischen Bäumen (Scalesias)  verschiebt sich das Zeitempfinden. "Das Sammeln von Moos. Eine Geschichte von Natur und Kultur" (2022) kommt mir in den Sinn. Noch ist das Buch nicht gelesen, doch ich freue mich schon darauf. Die Bryologin Robin Wall Kimmerer schreibt über ihre Faszination für diese 400 Millionen alten Pflanzen, verbindet Wissenschaft mit indigenen Traditionen. 

Im Reservat, das die Wanderlust der Schildkröten nicht begrenzen will, habe ich wieder Glück. Statt der angekündigten 12-er Gruppe sind wir nur zu Dritt und an diesem Wahlsonntag sind keine Busse voll Touristen da, so sind wir mit Ruhe und Zeit vor Ort. 15 verschiedene Spezies gab es, vier sind ausgestorben. Jede der größeren Inseln (insgesamt sind es fast 100, aber nur vier des Archipels sind bewohnt)  hat, vor allem abhängig von den vorhandenen Nahrungsvorkommen, unterschiedliche Arten, fast alle sind bedroht. Auf Santa Cruz lebt die größte Population. Um sie zu erhalten werden die Eier z.T. in der Charles Darwin Station bei kontinuierlicher Wärmezufuhr ausgebrütet und von dieser abhängig wird daraus, es geht um eine Differenz von 1-2 Grad (27-29 Grad) entweder eine weibliche (29) oder männliche Schildkröte (27) , die nach 5 Jahren ausgewildert wird. 

Las Grietas 

Hochland - Los Gemelos y Lavatunnel

 

Tortugas (im Reservat Rancho Primicias)

 

Isla Bartolome

 Der Tag beginnt früh. Um 6:00 Uhr ist Abholung und dann geht es mit dem Bus quer durch die Insel zur Meerenge Richtung Baltra, von der ich vor 2 Tagen auf das Galapagos Archipel übergesetzt bin. Ich mag die Fahrt über das Hochland und die grüne Vielfalt an Scalesias, Zedern, Palmen. Am Kanal angekommen erwartet die kleine Gruppe von 15 Personen das jetzt motorgeführte schöne Segelschiff Nautilus. Welch eine Freude. Der Frühstückstisch ist bereits an Deck eingedeckt mit frischem Melonensaft, Rührei, Granola, Toast, Käse und Kaffee.  Gut 2 h fahren wir über das glitzernde Meer zu der kleinen Vulkaninsel Bartolome. Mit dem Zodiac landen wir an. Es ist heiß, kein Schatten nirgendwo. Laut dem Naturführer soll der Astronaut Buzz Aldrin bei einem Besuch ausgerufen haben, hier sei es ja fast wie auf dem Mond. Feinstes Lavagestein. Eine der geologisch jüngeren Inseln. Wieder einmal merke ich, wie wenig ich (noch) über die Entstehung dessen weiß, was wir sehen, worauf ich stehe, die Landschaften im Äußeren und Inneren.  

Wir steigen auf die 117m hohe Erhebung und der Blick ist wirklich beeindruckend. Hinüber zu der weit größeren unbewohnten Insel Santiago und zu der Felsnadel Pinackle Rock in der Sullivan Bay. Beim Abstieg komme ich mit meinem Frühstücksnachbarn ins Gespräch. Yaohua ist aus China, Arzt und hat sich nach der Pandemie und einer Trennung zu einer langen Reise entschieden, er wird morgen nach Mexiko aufbrechen, um in 10 Tagen dann nach München und zur Berlinale zu reisen. Was für Entfernungen... Er liebt Filme und so unterhalten wir uns über seinen Lieblingsregisseur Kim Ki-Duk, über Religion und Authentizität. Welche Begegnungen das Reisen doch ermöglicht und wie das Kino verbindet. Bin ganz beglückt.

Zurück an Bord gibt es Eistee und frische Früchte. Der Kapitän gibt es eine Einweisung zum Schnorcheln und diesmal bin ich dabei. Ich zwänge mich in meinen extra dafür gekauften Neoprenanzug und dann fahren wir nahe an scharfe Lava-uferkante und blicken in die Unterwasserwelt. Langsam zeigen sich die Ströme von Fischen, die angekündigten Seeschildkröten oder Haie bleiben aus, wenige Meter sind sie gesichtet worden, dafür glänzt bei mir der Boden auf einmal mit hunderten von Seesternen. Fast eine 3/4 Stunde bewegen wir uns langsam und als Gruppe im Wasser voran, für mich eine neue Erfahrung. Zurück an Bord werden wir abgebraust und sitzen bei leichter Brise unter dem Sonnensegel und essen köstlich zu Mittag. Auf dem Rückweg begleiten uns tanzende Seeschwalben, der Steuermann spielt die Hits der 60er Jahre und singt leise dazu, ich versenke mich in Judy's Buch "Different Gods" und genieße das Gleiten über die Wellen und der Blick in die Weite.

Ein wunderschöner Tag.

 

 

Bei der Rückkehr grüße ich die schlafenden Robben am Fischmarkt in Puerto Ayora

 

2. Tag unterwegs mit der Nautilus zum Vögel- und Schnorchelparadies Isla Seymour Norte 

 

Seymour Norte liegt eine gute Stunde nördlich des Itakaba-Kanals. Nur knapp 2 m2 groß ist sie vor allem von Vögeln bewohnt, einigen Landleguanen und Seelöwen (diese haben Ohren, die Ohrenrobben, sonst sind es Seehunde/Kegelrobben). Wieder kein Schatten, jeder Lufthauch erfreut. Auch den Vögeln ist es zu heiß, die hier endemischen Fregattvögel fächeln sich Luft durch ihre Kehlen zu. Sie können tagelang über die Ozeane fliegen, können im Fliegen schlafen und füttern ihren Nachwuchs fast anderthalb Jahre, bis dieser sich selbst auf den Weg durch die Lüfte aufschwingt.

Jetzt ist Paarungs- und Beginn der Brutzeit, die roten Balge schwellen an, um Weibchen aufmerksam zu machen. Rote Ballone in der kargen Landschaft. Obwohl: karg ist sie nicht, in wenigen Wochen, wenn die Regenzeit beginnt, wird hier alles grünen.  Jetzt 'schlafen' die Palo Santo Bäume noch, bald werden sie voll Blätter sein. Es sind "heilige Bäume", deren Saft und deren Holz genutzt wird, laut dem Naturführer früher als Moskitoschutz, doch auch zu heiligen indigenen Zeremonien, als Incense. Jeden Tag werden wohl interessierte Touristengruppen über diese wie die anderen Inseln geführt, die Gelassenheit der Tiere ist erstaunlich. Wahrscheinlich rührt dies vom strikten Einhalten der Nationalpark-regeln: eines gewissen Abstandes (2 m. mindestens) und dem ständigen Hinweis und Begrenzung auf die  vorgesehenen Wege. Und: Die Menschen sind hier zu Gast.

Vor der Insel geht es dann noch einmal zum Schnorcheln, diesmal passt die Brille besser und ist das Wasser noch klarer. Die Schönheit der Fische rührt mich zu Tränen, so dass ich etwas früher als die anderen wieder in den Zodiac klettere. Ein junger Seelöwe kommt zum Spielen, ich sehe einen kleineren Hai und einen tauchenden Pelikan. Nach dem Mittagessen fahren wir zu einem traumhaften Strand, den wir nur ohne Schuhe betreten dürfen. Nichts soll eingeschleppt werden, ein einsamer Flamingo watet im Teich hinter den Sandkuhlen, in denen (nachts) die Schildkröten brüten, Wir gehen noch einmal schwimmen, ich tauche durch die Brandungswellen und unterhalte mich länger mit einer israelischen Lehrerin, die mit ihrer Tochter Lateinamerika bereist, bis zu ihrer Pensionierung hat sie darauf gespart.

An Deck lese ich weiter Judys zweiten Roman "Different Gods" von 2018. Die letzten drei Tage und Nachte habe ich gebannt eine Seite nach der anderen gewendet. Faszinierend, wie klug und gut sie die Grenzen von christlichen Glaubenstraditionen und den Entgrenzungen durch andere religiöse Traditionen (v.a. über die Pachamama) erzählt und eine Schicht über die andere legt und dabei Fragen freilegt, die offen bleiben, als ich das Buch nach der letzten Seite schließe. 

Auf dem Rückweg lasse ich mich durch Puerto Ayora treibe, flaniere und schaue, schaue. Kaufe in einer Panaderia noch ein Bananenkuchen, an einem anderen Stand eine Gemüsequiche. Körper, Seele und Geist sind bis oben angefüllt und müde von der Sonne und  allem, was ich erleben durfte. 

 

 

   

 

Am Nachmittag: Strand und Segel-Leben 

 

ISLA ISABELA - LEGUANE; SEELÖWEN, LAVATUNNEL 

3 Tage bin ich hier auf der größten Insel des Archipels. Ausflüge in den Südteil sind geplant, der Nordteil der Insel mit vier Vulkanen ist weithin reiner Nationalpark, zum Teil nur denjenigen vorbehalten, die mehrere Tage mit dem Schiff unterwegs sind. Heiß ist es, Schatten gibt es wenig, in den Nächten kühlt es kaum ab, überall krähen Hähne und hört man lateinamerikanische Tanzmusik.

Der kleine Hafenort Puerto Villamil beherbergt allein drei große Kirchen, ansonsten viel Strandkioske und einfachste Häuser. Genau wird kontrolliert, wer ankommt, das Gepäck gecheckt, es gibt keine Plastiktüten mehr, um die Meeresbewohner:innen zu schützen. Leider hat Nestle bei allen Süsswaren eine fast vollständige Marktdominanz, sie versuchen sich mit Bildungsprojekten rein zu waschen. 

Das WLAN ist eher ein Glücksfall. Hier kommen Bilder von zwei Tagen, einmal ein versunkener Lavakrater vor der Küste (L Tintoteras) und ein Tag in den Lava-Bassins Lost Tuneles, eine Stunde in westliche Richtung mit dem Boot entfernt. Isabela ist gut 500.000 Jahre alt, die Lavastrukturen 5000 Jahre. Alles wächst hier sehr langsam, die Kakteen blühe mit 50 Jahren zum ersten Mal, sie werden 150 Jahre alt, so alt wie die Landschildkröten hier, die je nach Vulkanumgebung selbst hier auf der Insel vier unterschiedliche Panzer ausgebildet haben. Bis sie fünf Jahre alt sind, werden viele der gefährdeten Schildkröten vor den eingeschleppten Ratten, Wildziegen und  Hunden in einer Aufzuchtstation geschützt, dann sind sie groß genug bzw. ihr Panzer fest genug um zu überleben. Die Hingabe der meist einheimischen Ranger zu diesen Tieren ist berührend, ebenso wie ihre Kenntnisse dazu. Die Blaufußtölpel auf den Lavabögen sind gelassen, sie haben Paarung hinter sich, sind in fröhlicher Stimmung und fast zu einer Unterhaltung aufgelegt, das (größere) Weibchen singt, das Männchen krächzt im Dialog dazu.  

Wie gut, dass ich für die Erkundung der Unterwasserwelt nun schon etwas Schnorchel-erfahrung habe, so waren wir fast 1,5 h insgesamt im angenehmen Wasser und sind in einer internationalen Gruppe von 9 Personen durch diese einzigartige Landschaft geschwommen. Magisch. Einige der Unterwasserbilder hat unser freundlicher Naturführer Darwin  zur Verfügung gestellt (Darwin ist ein üblicher Vorname hier...). So kann ich mich selbst sehen, wie ich mit der Schildkröte tauche. Ein besonderer Moment - wohl mehr für mich als für sie.

Leguane sind überall auf Isabela, Hüter am Strand und auf den Wegen. Am Hafen warten die Seelöwen und begrüßen und verabschieden alle Gäste. Sie schlafen am Tag, um in der Nacht für ihren Nachwuchs auf Fischjagd zu gehen. Die männlichen Exemplare machen immer wieder Lärm, um Aufmerksamkeit zu erregen, die Spielfreude ist groß, manchmal gibt es auch kurze Machtkämpfe, meist aber wird sich gesonnt, im Schatten geruht, geduldig und gelassen Fotoaktionen ausgehalten. 

LOS TUNELES y CABO ROSA  

 

 

Volcano Sierra Negra y Volcano chico

Ein Blick in die Erdgeschichte und ihre Gegenwart 

Heute ging meine letzte Tour auf Isabela wieder in die Hochebene. Fünf Vulkane kennzeichnen die Insel, vier davon sind nicht zugänglich, nur der südlichste (älteste) kann mit Führungen begangen werden. Es ist ein riesiger Kraterrand von mehr als 10 km Durchmesser (Kaldere), der vor gut 1000 Jahren entstand. Wir laufen nicht in diesen hinein, jedoch in Richtung eines damals entstandenen Lavafeldes (Volcano Chico), von dem wir aus in Richtung der Nordhalbinsel schauen können. Terra incognita, jedenfalls nicht zugänglich. Die letzten vulkanischen Bewegungen, auch Eruptionen gab es vor fünf Jahren. Alles ist in Bewegung und Veränderung. Immer.

Eine sehr eigene Welt, in der die Führerin mit Entzücken feststellt, dass sie den ersten Landleguan seit 20 Jahren wieder ‚hier oben‘ sieht. Die Leguane finden wie andere endemische Tiere und Pflanzen immer weniger Nahrung, da alles von der Guave überwuchert wird, eine von den ecuadorianischen Siedlern mitgebrachten Pflanze/Baumart. Ihre süßen Blätter und Früchte verursachen bei den Schildkröten und anderen Tieren eine Art Diabetes, dazu absorbiert sie alle Feuchtigkeit, die von den Moosen kommt. Ein fragiles Ökosystem, für die Menschen bedeutet die Guave dagegen eine hohen Vitamin C Zufuhr.

Die 16 km Wanderung findet heute unter wolkigem Himmel statt, für meine Haut ein Segen. Damit nehme ich nun langsam Abschied. Ein letztes Bad im Pazifik heute, ein Abendessen am Pier mit Blick auf den weiten Strand. Morgen geht es nach Santa Cruz zurück, die Charles Darwin Station wartet noch auf einen Besuch, vielleicht auch Tortuga Bay. 

Hier kommen nachgeholte Bilder von der Aufzuchtstation der Schildkröten von Isabela um den Vulkan Chico. Sie sind unterschiedlichen Alters: 4, 40, 120 Jahre alt. Weiter Atem, gemächlicher Schritt. Ich denke, ich kann von ihnen lernen... 

 

Sierra negra - unwirtlich und fruchtbar zugleich

Überlebenskünstler und Lebensbaum 

 

Abend und Morgen - Beginn eines neuen Tages 

Bevor ich zum Strand schlendere statte ich der Kirche "Christus ist König" am Dorfplatz einen Besuch ab und danke Gott für alle Bewahrung auf dieser Reise. Das Altarbild gefällt mir, es ist "site specific art", Inkulturation. Die Pinguine dürfen dabei nicht fehlen... Später am Abend fährt dann noch der "Paradies-Stern (La Estrella del Paradis) mit einem kleinen Laster durch die Strassen, ein Tante-Emma-Laden on Tour.  

Den Sonnenuntergang in Isabela bewundere ich vom Hafenrestaurant im 1. Stock. Der kleine Leguan ist mit dabei. Die Brombeere ist eine invasive Pflanze, die hier als Plage gilt, da sie alle endemischen Pflanzen und Bäume im Farmland überwuchert. Zugleich wird aus ihr köstliches Eis und Fruchtshake zubereitet, meine Lieblingssorte zum täglichen Ausprobieren. Um 18.30 Uhr ist Sonnenuntergang, um 5:30 Uhr Sonnenaufgang. Um diese Zeit sitze ich im Wassertaxi, das mich zum Schnellboot nach Santa Cruz bringt. Ein wunderbarer Sonnenaufgang über dem Pazifik, die Schwanzmöwen tanzen über die Wasser, die Gischt spritzt und bald ist die Insel außer Sichtweite. Mein letzter Tag beginnt. 

 

Santa Cruz II 

Die Charles Darwin Research Station am Rande des kleinen Städtchens ist noch einmal ein Höhepunkt. Jedesmal lerne ich etwas neues über die endemischen Opuntien (Kakteen), über die Leguane und natürlich über die Riesenschildkröten. Noch zwölf Jahre nach dem Tod von "Lonesome George", der letzten Pinta-Schildkröte, vermittelt der Guide die Erschütterung, dass sie es in 40 Jahren nicht geschafft haben, Nachkommen zu zeugen, trotz vielfältigster Versuche. Seine Erklärung: vielleicht war er 'gay'. Nun ja. Der Shop der Station bietet gegen Spenden schöne Mitbringsel an. Ich kann nicht zu lange bleiben, denn ich habe mich für eine Thai Massage im Ort angemeldet. Bei meinem Aufenthalt vor einer Woche und meinem Warten auf das Abendessen im "Coffee Lab 1835" (im September/Oktober desselben Jahres war Darwin mit der MS Beagle erst in San Cristobal und dann auf kleineren weiteren Inseln im Norden und Osten des Archipels) sah ich das Hinweisschild und die dazugehörige kundig aussehende Faimaa. Als ich auf Isabela Rückenschmerzen bekam, dachte ich daran zurück und konnte mich per Mail für diesen Samstagmittag verabreden. Nicht nur von Ort zu Ort reisen, sondern sich einen fremden Ort auch so vertraut machen, dass ich mich (vermeintlich) ein wenig auskenne, sorgt für einen kurzen Moment von Beheimatung. Die Behandlung ist  weniger Wellness als bittere Medizin, danach fühle ich mich wirklich wieder 'im Fluss'. 

Am Nachmittag finde ich das schöne Buch-Café wieder, das ich ebenfalls bereits am ersten Tag gesehen hatte. Ein englischer Bücherfreund hat seine Frau aus der Karibik geheiratet und sie haben sich hier niedergelassen. Er sammelt Bücher, verkauft sie, man kann ein Buch gegen ein anderes eintauschen oder einfach nur sitzen und lesen bei Tee, Kaffee oder Wein. Dazu gibt es wie in einer lebendigen Jukebox  Musik aus der umfangreichen Schallplattensammlung vor Ort. Jeder Gast hat eine Wunsch frei. Ich suche mir "The Band" aus, eine Geschichte wird dazugeliefert: Martin Scorsese hat 1978 das letzte Konzert "The last Waltz" dieser Band, die mit Größen wie Bob Dylan, Joni Mitchell, Neil Young spielte, filmisch dokumentiert und zwar kurz vor seinem Film Taxi Driver. Nach einigem Durchsehen (inkl. dem Briefwechsel von Charles Darwin in vier Bänden) tausche ich ein vor dem Urlaub neugekauftes englische Buch über Ökologie und Religion gegen den 1100 Seiten Schinken 4321 von Paul Auster. Die Freude und Zeit zum Lesen habe ich auf dieser Reise  wiedergefunden. Den letzten Abend gönne ich mir in einem schicken Restaurant "al mar". Wieder ist ein Leguan an meiner Seite, der sich entspannt ausruht. Ich freue mich auf das Nachhausekommen und zögere doch den Aufbruch in den Alltag hinaus. Die Reise wird weitergehen...  Beim Frühstück vor dem Abflug greife ich mir noch aus dem kleinen Bücherschrank einen zerfledderten Dumont-Reiseführer über Galapagos. "Labor der Evolution" hat Charles Darwin die Inseln genannt, aber auch "Garten der Hölle" (ähnlich Herman Melville, der hier einen Ort nach dem Gericht Gottes sah), Irenes. Eibl-Eibesfeldt taufte sie "Arche Noah der Pazifik". Die Mischung aus Anpassung, Weiterentwicklung, Bei-Sich-Bleiben und der Dialog und Austausch mit allem, was ist und lebt, das hat mich (wie so viele andere) fasziniert. 

 

Mensch und Tiere freuen sich über Schatten.... 

Den Abschied zelebrieren - die Rückreise in den Blick nehmen  

 

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